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Nachruf auf Paul-Gerhard Jäger

Am 2. November 2021 verstarb nach langer, schwerer Krankheit Paul-Gerhard Jäger, der Gründungsvater, die entscheidende, treibende Kraft und der langjährige Vorsitzende unseres Vereins FISCHSCHUTZ CONTRA KORMORAN e.V. .

Paul-Gerhard Jäger war fest verwurzelt in Bergneustadt, liebte die bergischen Fischgründe und das Angeln. Als Schlossermeister machte er bald sein Hobby auch zum Beruf: Über den Handel mit Angelgerätschaften führte er viele naturinteressierte Menschen in das Angeln ein und verbreitete diese Passion über Jahrzehnte. Nicht wenige von uns sind ihm hierfür sehr dankbar.

Er war einer der ersten, der in den 90er-Jahren die dramatischen Auswirkungen der Fraßschäden des Kormorans erkannte und darauf aufmerksam machte. Bis dahin war der Anblick dieser Vogelart in unserer Region noch etwas Besonderes und kein Grund zur Beunruhigung gewesen.

Im Winter durchziehende Kormoran-Schwärme aus dem Baltikum fischten damals binnen weniger Wochen ganze Gewässer, zunächst vor allem die der Äschenregion unserer herrlichen bergischen Flüsse, nahezu leer. Fischereibehörden und die Politik sahen tatenlos zu.

Sehr genau hatte der Verstorbene diese massiven Fehlentwicklungen erkannt, die starke ideologisch motivierte Kräfte – gleichermaßen in Naturschutzverbänden und in den Landesbehörden – verursachen. Er brachte sich wie kein anderer ein, aufzuklären, anzuprangern und sich dagegen zu stemmen. Er konnte die durch die Kormoran-Plage nahezu fischleeren Gewässer einfach nicht ertragen, anders als viele andere Angler, die lethargisch aufgaben, sich damit abfanden. Es war für ihn undenkbar, diesem Drama, das leicht abzustellen wäre, untätig zuzusehen.

Er war der Gründungsvater unseres Vereins, leitet ihn und trug ihn u.a. auch durch schwierige Zeiten.

Viel Energie hat Paul-Gerhard eingebracht, immer Impulse gesetzt, uns motiviert mitzumachen, Politiker wie Verwaltungsspitzen kontaktiert, Türen geöffnet: Er war und ist über die Landesgrenzen von Nordrhein-Westfalen hinweg bekannt, sicher teils auch gefürchtet: Nicht zu unrecht, da er laut, frank und frei die Tatsachen aussprach. Genau haben wir noch das Gespräch im Umweltministerium mit dem grünen Minister Remmel (im Februar 2011) vor Augen, den Besuch der Bundestagsabgeordneten Frau Happach-Kasan (FDP) in Berlin im Mai 2013 oder die zahlreichen Gesprächen mit Landtagsabgeordneten von CDU, FDP und SPD im Landtagsgebäude in Düsseldorf am Rhein (mit Blick auf die Wasserfläche und die auch dort anfliegenden Kormorane). Oder eine Gesprächsserie mit dem überzeugenden, engagierten, in unserer Sache aber leider doch auch machtlosen SPD-Landtagsabgeordneten Dr. Adelmann in Engelskirchen.

Der Tod von Paul-Gerhard Jäger hinterlässt in den Reihen derjenigen, die wie wir diese folgenschweren Fehlentwicklungen an unseren Gewässern wegen grüner Politik und ideologischer Netzwerke (die eigentlich das Eingreifen der Staatsanwaltschaft erforderten) engagiert bekämpfen, eine große Lücke. Es ist uns Ansporn, dennoch nicht nachzulassen.

Wir schreiben diese Zeilen aus der Sicht des Vereins Fischschutz contra Kormoran e.V.. Darüber hinaus war Paul-Gerhard ein langjähriger enger Freund und Angelfreund für manch einen von uns, mit dem eine Fülle gemeinsamer Erlebnisse in guten Zeiten verbunden waren: Unvergessen.

Paul-Gerhard Jäger wird uns allen fehlen, als Aktivposten, der immer bereit war, unbeirrt und ideologiefrei die Tatsachen aufzuzeigen und Besserung einzufordern.

Kleine Anfrage „Schäden durch den Kormoran“ der FDP-Bundestagsfraktion wird von ministeriellen Ideologen dreist und unseriös abgetan – unverantwortlich

Diese Kleine Anfrage der FDP aus Dezember 2019 rückt das Thema endlich einmal wieder in den Fokus der Bundespolitik. Es ist ganz offensichtlich und zig-fach wissenschaftlich belegt, wie schwer die Schäden durch Kormoran-Prädation an den diversen Gewässertypen nicht nur in Deutschland sind. Die Antwort der Bundesregierung auf diese Anfrage verharmlost das Problem jedoch völlig unangemessen auf eine simple, man muss schon sagen unverfrorene Art und Weise.

Die Antworten der Ideologen sind bewusst so verfasst, dass  der Leser dieses Verharmlosung beim Sichten nicht sogleich durchschaut. Auf der 2. Seite folgt z.B. nach dem wohl bekannten Verstecken des Kormorans zwischen anderen Schadensursachen (eine lange Auflistung) die Falschaussage: „Es liegen keine detaillierten Untersuchungen an den jeweiligen betreffenden Gewässern vor, die allgemeingültigen Aussagen zum Einfluss des Kormorans  auf Fischbestände ermöglichen“. Auf Seite 7 wird die explosionsartige Zunahme der durchziehenden,  gefräßigen Schwärme vor ca. drei Dekaden verschleiert mit: „Der 25-Jahres-Wintertrend von Pharacrocorax carbo sinensis erfuhr  in Deutschland eine starke Zunahme von > 3 Prozent pro Jahr  (Trendzeitraum 1984/85-2008/2009)“

Aber bitte überfliegen Sie selbst die Kleine Anfrage samt der Antworten.

Hier nun dazu unser Brief an die FDP-Bundestagsfraktion. Wir sprechen einmal mehr Klartext.

Künftig angerufene Gerichte, die Presse sowie Politiker werden dieses Geschreibsel zur aktuellen Einschätzung der Situation heranziehen, da ein derart fachlich ignorantes Vorgehen von der Regierung der Bundesrepublik Deutschland doch gar nicht für möglich gehalten wird!

Eine Sammlung aktueller Literaturhinweise oder Links

In diesem Beitrag ist die Sammlung einiger aktueller Literaturhinweise oder Links zum Kormoranproblem zu finden, jeweils versehen mit einem erläuternden Satz aus unserer Redaktion.

Keine Besserung mit neuer Kormoranverordnung in Schleswig-Holstein:

In der Pressemitteilung des zuständigen Landesumweltministeriums wird praktisch nur die kommerzielle Fischerei adressiert. Die Angelfischerei und vor allem der Natur- und Artenschutz bleiben außen vor. Immerhin wird das Aalvorkommen als weiteres Opfer einmal erwähnt – und mit lächerlich anmutenden Maßnahmen der Verordnung „lokal geschützt“.


Neue Kormoranverordnung in Niedersachsen

Ein herber Schlag gegen den Fischartenschutz ist den ideologischen Naturschützern auch mit der neuen Kormoranverordnung in Niedersachsen gelungen. Man hält es nicht aus, dass diese offensichtliche Missachtung von erwiesenen Tatsachen im Jahr 2019 immer noch unbeachtet von Staatsanwaltschaften zum großen Schaden der Natur möglich ist.

Lesen Sie dazu die klare und scharfe Stellungnahme des niedersächsischen Anglerverbands.


Schweiz: Die internationale Fischereikommission Hochrhein hat zum Themenkomplex Prädation – Kormoran – Äsche in ihrem Strategieplan 2025 (PDF) klare und wichtige Aussagen getroffen. Allerdings verwundert es sehr, dass die Prädation durch Kormorane bei dem Zustandsbericht und für Maßnahmenempfehlung anderer autochthoner Fischarten insbesondere Bachforelle, Barbe oder dem Neunauge gar keine Erwähnung findet.


Ein beeindruckender „Erlebnisbericht“ zu regelmäßigen Gesellschaftsjagden von Kormoranen stand in der Schweriner Volkszeitung (SVZ) unter der Überschrift „Als würde der See kochen“ – Kormorane jagen in Schwerin – Angler fordern „Eingriff“. Hier der Link über den Landesanglerverband Mecklenburg-Vorpommern.

Da sind die etwa 100 Kormorane, die den Flachwasserbereich der Lister (eine Vorsperre der Biggetalsperre) im September heimsuchten, ja gar nichts gegen…


Unsere aktiven Mitgliedern sind immer wieder beeindruckt, wie klipp und klar der Landesanglerverband Thüringen e.V. die Kormoranproblematik anspricht. Würden sich auch die beiden großen Fischereiverbände in Nordrhein-Westfalen so engagiert gegen das Joch des ideologisch durchseuchten Natur- und Vogelschutzes stemmen, würde unsere Fischfauna inzwischen ganz, ganz anders aussehen.

Aktuell steht ein weiteres bedeutendes Gutachten aus Thüringen zum Download bereit. Hier ein entscheidendes, sehr ernst zu nehmendes Zitat aus dem Fazit:

„Der Zustand unserer Fließgewässer ist in vielen Bereichen deutlich besser, als es der Zustand der Fischfauna derzeit anzeigt. Durchgängige, naturnahe Gewässer und Gewässerabschnitte mit ausreichenden Laich- und Aufwuchsgebieten für die autochthone Fischfauna sind vorhanden. Bereits erreichte positive Entwicklungen beim Fischbestand sind dennoch rückläufig. Der Erfolg der Gewässerentwicklung, die in den letzten Jahren mit hohem personellen und finanziellen Aufwand und mit viel Engagement seitens der Beteiligten erfolgte, wird sich nicht in der Bewertung des ökologischen Zustandes der Fischfauna widerspiegeln, solange das Problem Kormoran nicht entschärft wird.“


Lesenswertes aus NRW: Kritische Anmerkungen des Lachsvereins zum Jahresbericht des Wanderfischprogramms für 2018

 

Neu erschienen: Rainer Nahrendorf: Der Kormoran-Krieg – Warum die Waffen nicht schweigen; Neuss 2019

Der Autor ist nach eigenem Bekunden ein naturbegeisterter Fliegenfischer und Naturfreund, der sich bei der Auseinandersetzung um den Kormoran – von ihm als „Krieg“ bezeichnet – zwischen die verhärteten Fronten von Naturschützern und Berufs- und Hobbyfischern wagen möchte. „Wir sind auf dem Weg in eine von den sozialen Netzwerken befeuerten Empörungsgesellschaft. Bereitschaft zum Zurückstecken und Ausgleich geht verloren.“ stellt er richtigerweise heraus, ohne jedoch im folgenden selbst die Konsequenz zu ziehen und mit einer dem Problem angemessenen objektiven Berichterstattung zur Lösung des Problems beizutragen.

Nahrendorf stellt dann in seinem Buch den Kormoran als Vogel zunächst ausführlich vor. Einen großen Teil widmet er dabei der „Verfolgungsgeschichte“ des Vogels und entwickelt so das Bild und gängige Klischee einer in der Geschichte zu Unrecht vom Menschen verfolgten und bedauernswerten Art.

Ein europäisches Kormoranmanagement hält er für eine Illusion und kommt auf mögliche Maßnahmen zur Kormoranabwehr. Einerseits behauptet der Autor, die nicht letale Vergrämung sei so gut wie unwirksam, andererseits verweist er auf in den USA benutzte Knallkörper etc.  Eine letale Vergrämung kommt für ihn jedoch offenbar grundsätzlich nicht in Frage. Hier zeigt sich der Vogelfreund, der zwar den „bedrohten“ Kormoran sieht, jedoch nicht die von diesem an der Natur verursachten Schaden. So werden weiter Unterwassereinzäunungen, Überspannungen als Lösungen präsentiert.

Die Diskussion um den Kormoran erzeuge bei ihm „Betroffenheit als Fliegenfischer und Naturfreund“.  Es drängt sich beim Lesen des Buches allerdings der Eindruck auf, die Betroffenheit bezieht sich ausschließlich auf den Autor als Vogelfreund. Bereits die Bebilderung zeigt ausschließlich Vögel, gleich zwölf Kormoranbilder und einen Seeadler. Da scheint es schon bei der Gestaltung mit der Begeisterung für unsere zuweilen durchaus fotogenen Fische nicht weit her zu sein. Es drängt sich schon von daher der Verdacht auf, es handle sich durchaus um ein Buch pro Kormoran. Auch die ständige Erwähnung des NABU und seiner Positionen zum Vogelschutz unterstützt die Vermutung, dass es mit der Neutralität des Autors nicht gut bestellt ist.

Wer im Text also die Position eines Fliegenfischers oder gar anderen Anglers, Fischers oder Fischzüchters sucht, wird enttäuscht. Es finden sich im Buch leider keine oder kaum nennenswerte Stellen, in denen einmal näher auf die Fischfauna und deren Schädigung durch die Kormorane – also auf des Grundproblem – eingegangen wird. Dabei müsste der Autor als ehemaliger Pächter eines Salmonidenflusses doch einschlägige Erfahrungen damit haben. Er belässt es mit dem Hinweis, dort sei nur mit Schonhaken gefischt worden, eine Bemerkung, die erfahrenen Fliegenfischern wohl eher ein mildes Lächeln auf die Lippen zwingt.

Es wird so konsequent versäumt, die wirklich Betroffenen „mit ins Boot zu holen“, was doch eigentlich als Hauptanliegen des Buches angepriesen wird. Bereits auf Seite 11 findet man letztlich den roten Faden für das Buch, indem Nahrendorf formuliert:
„Abschüsse sollten Ultima Ratio sein und auf Fälle begrenzt bleiben, in denen ein großer wirtschaftlicher Schaden zweifelsfrei nachgewiesen wird oder der Bestand einer Art in einem Gewässer nachweisbar bedroht ist.“

An der aktuellen Diskussion beteiligte Fischschützer könnten das Buch an dieser Stelle bereits weglegen, denn das ist eine seit Jahren bekannte Position von Gegnern eines wirksamen Kormoranmanagements. Leider hakt die Auseinandersetzung bereits da, wo es um Ignorieren und Leugnung der zweifelfrei wissenschaftlich nachgewiesenen Schäden für die Ökosysteme geht. Zu dieser Diskussion findet man im folgende Text vergeblich nähere Diskussionhilfen.

In ca. 20 Seiten Anhang wird eine Menge an Verweisen geliefert. Das mag auf den ersten Blick als Informationsservice dienen, allerdings wirken die Quellen etwas beliebig, denn wichtige Information über erhebliche durch Wissenschaftler nachgewiesene Kormoranschäden wie z. B. durch Jepsen fehlen. Es finden sich auch keine Verweise auf Webseiten von Kormorankritikern wie die ARGE Nister oder Verein gegen den Kormoran u. v. a. Dafür gibt es auf der letzten Seite der Quellen bezeichnenderweise einen link auf ein Positionspapier des NABU zum naturschonenden Ausbau der Windenergie …

Der Autor ist fatal der Strategie des ideologischen Naturschutzes aufgesessen:

Er fällt auf die bereits seit Jahren stereotyp vorgetragenen krassen und plumpen Unwahrheiten herein, etwa „es fehlen wissenschaftliche Nachweise über die Schwere der Schäden“, „Kormorane ernähren sich überwiegend von kleinwüchsige Fischarten“, „Strukturverbesserungen der Gewässer helfen gegen Kormoranprädation“. Man gewinnt auch den Eindruck, dass er selbst die Dramatik der Fraßschäden an unseren Gewässern nicht verstanden hat.

Das ist sehr, sehr traurig und stützt die Verwunderung, die man bereits im Vorwort erfährt, wenn man liest, dass Nahrendorf sich nicht als „Wahrheitsfanatiker“ sehe (Vorwort, erste Seite), andererseits aber Politikern Mut machen möchte, bei der Wahrheit zu bleiben (??).

Die Recherchen unseres Vereins und die nach bestem Wissen und Gewissen und ohne Konzilianz kompilierten Analysen der Mechanismen und Zusammenhänge zur Kormoran-Diskussion auf unseren Webseiten finden in dem Büchlein leider keine Erwähnungen.

Dies ist bequem, gut nachvollziehbar und voll im gut-bürgerlichen aktuellen „Schützertrend“, wenn man viele Leser und Käufer erreichen will.

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Dr. Stefan Weigelt

Dr.-Ing. Franz Josef Lohmar

Kormorane, ein brisantes Dauerthema

Im Netzwerk Angeln hat Dr. Stefan Weigelt kürzlich einen sehr lesenswerten Beitrag veröffentlicht.

Hier soll es genügen, zwei einleitende Absätze seines Beitrags zu zitieren:

„Das Kormoranproblem ist nun nicht gerade neu. Aber es ist nach wie vor ungelöst. Da sehe ich zuweilen Fotos, auf denen sich die Angelfreunde stolz mit zwei Rotaugen oder drei kleinen Barschen zeigen, und das als Beute eines ganzen Angeltages an produktiven Gewässern. Und dann noch der Meinung sind, Kormorane wären ja nicht das Problem. Petri zu den Fischen, aber ohne Kormorane wäre ein Vielfaches der Fische drin gewesen … Auch beim Angeln ist früher alles besser gewesen? Natürlich nicht, aber die Fischbestände vor dem Kormoran in vielen Gewässern und das sicher und belegbar.

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