Riesige Schäden durch den Kormoran, auch finanzielle: Aufruf zu einer längst fälligen Wende an die Grünen Politiker Kretschmann, Öszdemir und Steffi Lemke

Einem unserer aktivsten Vereinsmitglieder war der Kragen geplatzt, wie er kund tat: Er schrieb den folgenden Brandbrief und übergab ihn jetzt unserem Verein zur Veröffentlichung.

 

An die
Bundesumweltministerin
Frau Steffi Lemke
Platz der Republik 1

11011 Berlin

 

Herrn Ministerpräsident
Winfried Kretschmann
Staatsministerium Baden-Württemberg
Richard-Wagner-Straße 15

70184 Stuttgart

 

Herrn Minister
Cem Özdemir
Platz der Republik 1

11011 Berlin

 

Dringende Bitte: Kurskorrektur zu dem Kormoran-Skandal

Sehr geehrte Frau Ministerin Lemke,
sehr geehrter Herr Ministerpräsident Kretschmann,
Sehr geehrter Herr Minister Özdemir,

erlauben Sie mir, Sie als Politiker der Partei der Grünen mit Regierungsverantwortung zu dem Betreff anzuschreiben, im festen Glauben, dass Sie Sachargumenten gegenüber aufgeschlossen sind, realistisch denken und verantwortungsbewusst handeln, auch wenn es nicht populär ist. Bei all den wirklichen Problemen unserer Republik mag es kein günstiger Zeitpunkt sein, den Kormoran genau jetzt auf die Agenda zu setzen. Es geht aber unbestreitbar auch um bedeutende finanzielle Effekte, die ein weiteres Zuwarten m.E. nicht zulassen. Bereits im März 2016, gleich nach Ihrem Wahlerfolg, hatte ich Sie, Herr Kretschmann, wegen offensichtlicher schwerwiegender Fehlentwicklungen im praktischen Natur- und Artenschutz angeschrieben und Sie gebeten, sich persönlich insbesondere in Ihrer Partei für eine Kurskorrektur einzubringen, auf die ideologischen Ursachen mit unverantwortlichen Folgen hingewiesen.

Schon seinerzeit hatte ich die sehr bedeutenden und mannigfaltigen Schäden durch den Fraßdruck der Kormorane (Pharacrocorax carbo sinensis) hervorgehoben. Inzwischen ist die ganze Dimension der Kormoranproblematik, nein eines wahrhaftigen Kormoran-Skandals, immer klarer erkennbar und unbestreitbar. All das hat auch erhebliche ökonomische, finanzielle Folgen, die unsere Volkswirtschaft heute, völlig unnötig, belasten.

Lesen Sie die Liste von gewichtigen betroffenen Bereichen, ohne Anspruch auf Vollständigkeit:

– Artenschutz und Berufsfischerei am Bodensee und im Bodensee-Raum, durch eine aktuelle Studie klar belegt – samt Handlungsempfehlungen.

– Das Fehlen autochthoner Fischarten, die als Weidegänger Algen fressen oder den Gewässergrund umsetzen, mit der Folge, dass trotz aller Anstrengungen und finanzieller Aufwände der letztlich lebenswichtige ökologisch gute Zustand der Gewässer landauf, landab nicht erreicht wird, die Ziele der EU Wasserrahmenrichtlinien nicht erfüllt werden. Lesen Sie, was die WissenschaftlerInnen an der Nister in Rheinland Pfalz hierzu berichten und, dass man von zweistelligen Milliardenschäden ausgeht, deutschlandweit gerechnet!

– Artenschutz und Biodiversität in fast allen natürlichen Gewässern, nicht nur in den Fließgewässern, werden regelrecht ad absurdum geführt, damit werden direkt wirklich grundlegende Ziele grüner Politik geopfert.

– Die so wertvollen und geschätzten Wiedereinbürgerungsprogramme wie etwa zum Rheinlachs kommen nicht voran, müssten eigentlich aufgegeben werden; ebenso die Stützung des Aals.

– Mit großer Wahrscheinlichkeit die Entwicklung der katastrophalen Situation der Fischfauna im Rhein (invasive Schwarzmeergrundeln etc.) – durch den Verlust autochthoner Raubfischarten seinerzeit. Autoren der Universität Köln sprechen 2016 von einem 90%-Verlust an Fischbiomasse über drei Dekaden. Natürlich erwähnen diese dabei mit keinem Wort den Kormoran. Ein genauer Beobachter der Situation seit langen Jahren ist hingegen nicht der erste, der die Höhe der Fraßeffekte am Rhein mit dem Sandoz-Unfall in Relation setzt (quantitativ, in Tonnen an vernichteten Fischen gerechnet), aber feststellt, dass das jetzt eine Dauerkatastrophe sei, Sandoz hingegen zeitlich begrenzt schädigte.

– Eine völlig gestörte Fischfauna der Ostsee, so dass Berufsfischer Brotfischarten wie Dorsch und Hering nur noch als Beifang entnehmen dürfen. Nun soll dies aktuell für 800.000 EUR über vier Jahre wissenschaftlich untersucht werden: Erst jetzt! Wieder Zeitverlust und verschwendete Gelder, dabei in diesen vier Jahren immer noch kein wirksamer Fischschutz, zielführende zumindest lokale Gegenmaßnahmen über 365Tage/a, um wenigstens Trittsteine zu schaffen, sofort!

Für all das ist der Fraßdruck der Kormorane mit hoher Signifikanz der entscheidende Faktor, das ist ganz offensichtlich, völlig plausibel, schon über die zeitliche Korrelation Kormoran-Anwesenheit ./. Fischmassenverlust zig-fach belegt. Es muss sofort (!) Schluss sein mit dem systematischen, offensichtlich ideologisch motivierten Leugnen, Verstecken, Kleinreden und dem Verhindern zielgerichteter Beweisführungen. Neulich las ich von „von Umweltlobbyisten verseuchter Ministerien“ und bin der festen Überzeugung, dass hier die wahre Ursache dieses Skandals zu finden ist, in enger Verflechtung mit NGOs. Herr Kretschmann, in Ihrem Hause wirke so etwa der Staatssekretär Dr. André Baumann, sagte man mir kürzlich.

Die Gesetzeslage und der Schutzstatus, auf allen Ebenen, von EU angefangen, sind „Erfolge“ dieser Lobbyarbeit und in keiner Weise Argumente, immer noch zuzuwarten und die Schäden hinzunehmen, weiter auf Zeit zu spielen, im Gegenteil: Diese Normen müssen der Realität angepasst werden, umgehend, das völlig unnötige „Überschützen“ des Kormorans muss beendet werden. Alles, was heute schon zur Minderung der Kormoran-Prädation zulässig ist, muss auch sofort getan werden, etwa Trittsteine über lokale Referenzbereiche mit 365Tage/a-Schutz, wie auch immer, auch wenn es viel Geld kostet: Es ist eine sehr gute Investition. Untersuchungen gibt es im Überfluss, es muss gehandelt werden, zielführend, pragmatisch.

Sehr geehrte Frau Lemke, Sie haben aktuell zu der Wolfsproblematik einen Schritt in die richtige Richtung eingeleitet und breite Unterstützung erhalten. Die Diskussion um Canis Lupus ist populär, seine Schäden sind öffentlichkeitswirksam. Die Dimension aber, die der Kormoran verursacht, ist eine ganz andere, ökologisch und volkswirtschaftlich weit, weit bedeutendere! Mir geht es hier nicht um ein Anklagen, sondern ausschließlich um das sofortige Anerkennen und Abstellen dieser gewaltigen Schäden. Sie und Ihre KollegInnen haben eine immense Verantwortung sowohl für den Naturschutz als auch für unsere Wirtschaft und die öffentlichen Haushalte, mit den immer engeren finanziellen Möglichkeiten.

Lassen Sie sich nicht beschwichtigen, nicht platt belügen von den ideologisch und (nicht unwahrscheinlich, via Attraktivität für Spenden in großen Dimensionen) zudem ökonomisch denkender Heer von NGO-Vertretern. Ich bin kein Funktionsträger, kein Lobbyist, allerdings langjährig privat in der Sache engagiert, gemeinsam mit ein paar ebenfalls wachen, genau hinschauenden BürgerInnen, wirke bei contra-kormoran.de mit.

Warum muss ich als Privatperson, kein Funktionsträger, Sie mit diesem Brandbrief konfrontieren: Die „Fisch-Lobby“, wie Fischereiverbände und insbesondere auch die verbeamteten FischereibiologInnen, wagen das nicht; sie haben sich nämlich zum allergrößten Teil schon seit Langem dem Druck der Umweltlobbyisten hingegeben, sich arrangiert; dessen muss man sich bewusst sein. Ein trauriger Fall ist etwa, sarkastisch gesagt, der „Vogelschutz“ der IKSR (Internationale Kommission zum Schutz des Rheins) – ganz offensichtlich und unverantwortlich.

Man sollte auch glauben, dass bereits der Beamteneid, Schaden von unserem Land abzuwenden, schon für sich mein Schreiben völlig überflüssig mache, dass stets faktenorientiert und nicht ideologisch entschieden wird. So ist es aber definitiv nicht. Befreien Sie in Ihrem Verantwortungsbereich all diese Menschen von der Last, lassen Sie sie endlich wissenschaftlich-fundiert sauber und wirksam handeln, sofort! Werben Sie bei Ihren KollegInnen auf allen Ebenen dafür, in Sachen Kormoran genau so zu verfahren.

Sehr geehrte Frau Lemke, sehr geehrter Herr Kretschmann, sehr geehrter Herr Özdemir, beenden Sie diesen ökonomisch und ökologisch wirklich gravierenden Skandal, weiteres Wegschauen, Leugnen, Ablenkmanöver, Verweis auf andere Zuständigkeiten, auf die aktuelle wie beschrieben entstandene Gesetzeslage, etc. sind nicht mehr zu verantworten.

Nehmen Sie die Öffentlichkeit auf einem neuen realpolitischen Kurs mit, auch wenn das Aussprechen der Wahrheit über den Einfluss des Kormorans nach Jahrzehnten des systematischen Kaschierens alles andere als populär ist.

Nachfolgende Generationen werden es Ihnen danken.

Mit freundlichen Grüßen