Forschungsprojekt ProtectFish: Konferenz am 6. Mai 2025 in Koblenz – unser Eindruck
Von Beginn im Frühjahr 2024 an haben wir an das internationalen Forschungsvorhaben ProtectFish die Erwartung, entscheidend zu einem wirksamen Fischschutz vor Kormoranprädation beizutragen. Bis 2028 stehen den beteiligten Forschungseinrichtungen aus sechs Staaten dafür vier Millionen Euro zur Verfügung. Darunter ist die Universität Koblenz, die mit der ARGE an der Nister/RLP jahrelang Wichtiges und Herausragendes leistete, die enormen Schäden durch Kormoranprädation für Fisch- und Gewässerökologie nachwiesen und publizierten.
Am 6. Mai 2025 fand in Koblenz zu ProtectFish nun eine Konferenz (Präsenz und Web-Stream) statt mit dem Titel „Prädation als Problem für geschützte Fisch- und Vogelarten„.
Neben dem Titel gab bereits die Tagesordnung mit den Vortragsthemen und Referenten Anlass zur Sorge, dass ein zügiger zielgerichteter Fischschutz vor Kormoranprädation unter klarer Anerkennung der Schadensfelder und -dimensionen wohl eher nicht im Fokus der Veranstaltung liegen würde.
Durch die souveräne, realistische Darstellung überzeugte Niels Jepsen in seinem Vortrag; er ist über jeden Zweifel erhaben. Auf eine Kommentierung der einzelnen Vorträge durch unseren Verein FScKorm soll hier verzichtet werden.
Im Detail sei hier nur eine Anmerkung zum Vortrag „Lahn“ eines genauen Beobachters der Szene wiedergegeben werden: „Es wurde verschwiegen, dass offenbar die Jäger dort den Kormoran fernhalten konnten.“ Ein Versehen? Naja
Bitte machen Sie sich anhand der Agenda selbst ein Bild.
In Anbetracht der unbestreitbaren Datenlage heute, des eindeutigen Fazits der Expertenanhörung vom 26.06.2024 im Umweltausschusses des Bundestages und der fundierten Lageschilderung im aktuellen Entwurf des Cormorant Management Plans der EIFAAC war der Gesamttenor dieser ProtectFish-Konferenz jedoch mehr als ernüchternd:
Neben den Vertretern des Vogelschutzes, deren Argumentations- und Diskussionsstrategie wir alle seit langem kennen, überraschten gerade einige Vertreter des Fischartenschutzes mit ihren ausweichenden, relativierenden Statements. Manches erinnerte uns durchaus an den Beginn des Kormoranproblems vor etwa 2,5 Dekaden und das ideologisch geprägte Verhalten etwa der Zuständigen im Fischereidezernat der Bezirksregierung Köln seinerzeit, dort wie beabsichtigt abfärbend auf die Fischereiverbände – und wohl der eigenen Karriere in der Landesverwaltung zuträglich. Man sollte so eine Tendenz im Jahr 2025 nicht mehr für möglich halten, aber wir konnten uns dieses Eindrucks einfach nicht erwehren.
Gewiss hat unser Verein Verständnis für wiss. Vorarbeiten, bevor Feldversuche mit unmittelbar verwertbaren Ergebnissen/Zwischenergebnissen folgen, aber: (a) die ProtectFish-Finanzierung einer europaweiten Kormoranzählung, (b) das Fokussieren auf geschützte Fischarten (immer wieder die Äsche, als würde nur diese gefressen), (c) „Schließen von Datenlücken“ im Jahr 2024ff erstaunen dann doch.
Schon alleine in Anbetracht der riesigen Kormoran-Schwärme mit teils vierstellige Schwarmgrößen – etwa am Bodensee oder an der Ostsee – und der Omnipräsenz europaweit, fehlen einem einfach die Worte. Der gute, gesunde Erhaltungszustand des Kormorans wurde bekanntlich bereits vor langen Jahren offiziell festgestellt, so etwa 2013 in dem außerordentlich wichtigen Leitfaden der EU-Kommission zur Anwendung der Ausnahmeregelungen zu Artikel 9 der Vogelschutzrichtlinie 2009/147/EC. Zitat: „Der Kormoranbestand innerhalb der EU ist in den letzten 20-30 Jahren signifikant gewachsen und wird heute gemessen an Gesamtpopulation und Verbreitung als gesund angesehen.“
Hiermit grundlegend neu zu argumentieren ist bodenlos und angesichts der riesigen und diversen Schäden unverantwortlich.
Dramatisch wäre in der Tat, wenn der Tenor aus Koblenz und das Vorhaben ProtectFish insgesamt der laufenden, engagierten und seriösen EIFAAC-Initiative für einen europaweiten Cormoran Management Plan entgegenstehen würden. Gewissen Kräften innerhalb der EU-Kommission (traditionell etwa aus DG Umwelt) käme das aktuell taktisch sicher entgegen. Wir sind aber überzeugt, dass führende Wissenschaftler von ProtectFish wie Niels Jepsen/DK oder Carola Winkelmann/GE sich dagegen verwahren.
Das Geschehen um ProtectFish wird von uns unvoreingenommen verfolgt werden, trotz des am 6. Mai in Koblenz entstandenen eher frustrierenden Tenors. Es ist 10 nach 12:00!