Wiederansiedlung des Lachses (salmo salar) im Rheinsystem

Folgendes Zitat könnte aus unserer Feder stammen:

„Vision: Mehrere tausend Lachse im Rhein
Die Liste geeigneter Lachsbiotope in den Nebenflüssen des Rheins ist deutlich länger geworden. Die IKSR macht sich daher berechtigte Hoffnungen auf eine höhere Rheinlachs-Population als noch vor fünf Jahren hochgerechnet. Vorsichtige Schätzung: 7.000 bis 21.000 aufsteigende Lachse pro Jahr.“

Es ist einer Broschüre der Internationalen Kommission zum Schutz es Rheins (IKSR) entnommen, herausgegeben im Jahr 2004. Diese Kommission, gegründet von den Rheinanliegerstaaten nach dem Sandoz-Unfall, spielt bei den Wiederansiedlungsaktivitäten eine zentrale Rolle.

Unser Verein hat erst spät erkannt, dass auch die aufwändigen und sehr teuren Förderprogramme „Lachs 2000“, „Lachs 2020“ jetzt „Rhein 2040“ und all das mit Herzblut investierte ehrenamtliche Engagement ebenfalls an der Kormoran-Prädation scheitert.

Es geht um die im Frühjahr abwandernden Smolts, die auf ihrer Reise flussabwärts in die Nordsee nachweislich zu 90% und mehr weggefressen werden, daran besteht nicht der geringste Zweifel.

Es ist müßig zu erläutern, dass der »Naturschutz«, also die Naturschutzverbände und der amtliche Naturschutz mit nachgeordnetem amtlichem und Verbandsfischereiwesen, auch diese Problematik kleinredet oder gar leugnet und andere Ursachen für die ausbleibenden Erfolge wider besseren Wissens benennt. Verlässliche und fundierte Analysen veröffentlichte hingegen der Verein Der Atlantische Lachs e.V., so etwa in einer Presseinformation vom 20.05.2016. Auch der Beitrag von Prof. W. Steffens „Kormorane gefährden das Wiederansiedlungsprogramm des Lachses im Rhein“ in Fischer&Teichwirt 1/2017 S. 23 ff zeigt die tatsächliche Situation nüchtern und klar auf. Im Folgenden werden Ausschnitte aus diesen beiden Quellen zitiert, selbstverständlich entsprechend gekennzeichnet.

Eine zentrale und zugleich fatale Rolle bei diesem Vertuschen spielt hierbei die IKSR: Man geht dem entscheidenden Einflussfaktor nicht nach, obwohl die o.a. Vision aus 2004 sich völlig in Luft aufgelöst hat. Es ist unglaublich und skandalös, womöglich auch längst nicht alles legal.

„Die IKSR benutzt diesen charismatischen Fisch zwar als Vorwand zur Erreichung ökologischer Ziele, zur Erhaltung von Arbeitsplätzen, Finanzierung von Forschungsvorhaben usw. Die tatsächliche Wiederansiedlung des Lachses aber liegt nicht im Interesse der sie tragenden nationalen Behörden. Dies geht zweifelsfrei aus den Reaktionen auf die von uns (dem Lachsverein) vorgelegten Erkenntnisse zu der, auf Grund ausbleibender Rückkehrer seit 20 Jahren fehlgeschlagenen Etablierung auch nur einer sich selbst erhaltenden Lachs-Population im Rheinsystem hervor. Die tatsächliche Wiederansiedlung des Lachses aber liegt nicht im Interesse der sie tragenden nationalen Behörden.

Als Fazit bleibt: Beinahe allen berufsamtlich mit dem Lachs Beschäftigten ist der Fisch und seine Wiederansiedlung in lebensfähigen oder gar nutzbaren Populationen völlig gleichgültig. Als Gewissensberuhigung und Begründung für ihren vorauseilenden Gehorsam gegenüber den Vogelschützern dient ihnen, dass sie ja „so viel für die Natur tun können“ egal ob der Lachs kommt oder nicht.

Diese Pervertierung der phantastischen europäischen Idee aus der Zeit vor der invasiven Ausbreitung des Kormorans, die Wiederansiedlung des Lachses im Rheinsystem in überlebensfähigen Populationen als Grundlage und Erfolgsmaßstab für die zu diesem Zweck notwendigen ökologischen Verbesserungen der Gewässer zu machen, dürfen wir nicht weiter zulassen.“

Wenn Sie glauben, die zitierten Autoren oder wir würden hier nun doch übertreiben und den Boden der Tatsachen verlassen, dann irren Sie. Alles dies ist aber nur logisch und passt exakt zu unseren Enthüllungen über die durch Kormoran-Prädation entstandene Situation von Döbel, Äsche, Forelle, Nase, Barbe, Aal und Co landauf, landab. Auch viele der Verantwortlichen sind identisch und/oder eng miteinander vernetzt.

Bei Prof. Steffens ist weiters nachzulesen: „Erste Besatzmaßnahmen wurden im Flusssystem des Rheins im Jahr 1988 durchgeführt. Seit dem sind jährlich durchschnittlich 1-3 Millionen Junglachse ausgesetzt worden. … Bei dem hohen Besatz, der Jahr für Jahr mit beträchtlichem finanziellem Aufwand und großem persönlichen Einsatz ehrenamtlicher Helfer vorgenommen wird, kann die Zahl der rückkehrenden adulten Lachse keinesfalls befriedigen.“

Und der Lachsverein schrieb: „Trotz großer politischer Willenserklärungen, fester Verpflichtungen innerhalb der IKSR, zig Millionen an Steuern und Abgaben in die Renaturierung der Gewässer investierter Euro und nicht zählbarer ehrenamtlich geleisteter Arbeitsstunden tritt die Wiederansiedlung des Lachses in Deutschland entgegen offizieller Verlautbarungen und Erfolgsmeldungen seit mehr als 15 Jahren auf der Stelle. Seit Jahren mahnen wir deshalb mit anderen Engagierten eine ehrliche und umfassende Analyse der Ursachen. Dabei ist die überwältigende Beweislage für die Kormoranprädation als Ursache des Scheiterns hier bei uns, sogar durch eigenen Untersuchungen (s.u.) ja genauso gut bekannt wie andere, erfolgreiche Projekte in Europa. … Oder in Dänemark, wo man nach ersten Misserfolgen das Problem seit 2002 unvoreingenommen analysiert hat und es zumindest örtlich einzudämmen versucht, indem neben gezielten Eingriffen in Brutkolonien zur Bestandsreduzierung des Kormorans nahe der Lachsgewässer großzügige Allgemeinverfügungen zur letalen Vergrämung entlang der Brut- und Wandergewässer und während der Smoltabwanderung erlassen werden. … Der Erfolg sind Rückkehrerzahlen allein an der Skjern Au von 5000 bis 6000 Lachsen pro Jahr bei weniger als einem Zehntel der Besatzzahlen am Rhein und ein Selbstrekrutierungsgrad von mittlerweile über 60%. Werte, die bei uns wie Nachrichten aus dem Wiederansiedlungsparadies klingen.“

Um die Dimension des hier geschilderten zu verdeutlichen, sei ein weiteres Zitat zum Rheinlachs gestattet, entnommen aus Siegfried Darschnick in Fischer & Teichwirt 05/2017 S. 186 f.:

„… Dabei handelt es sich um einen Skandal, der den Vorgängen um den Berliner Flughafen um nichts nachsteht, denn, und das kann gar nicht laut genug gesagt werden, in vielen Gewässern, allen voran Sieg, Wupper, Dhünn, Ahr und Saynbach könnte und müsste es längst eine ganz andere Realität mit vitalen Populationen hunderter und tausender Lachse geben!

Bis heute ist nichts wirksames geschehen, das skandalöse Verhalten aller berufsamtlich mit dem Lachs Beschäftigten, insbesondere auch der IKSR, geht weiter. Unser Verein demonstrierte dazu im Frühjahr 2016 bei einer internationalen Tagung in Bad Neuenahr und verteilte einen Flyer. In dem neu aufgelegten Programm „Rhein 2040“ findet der Kormoran nicht einmal Erwähnung.