Anhörung im Umweltausschuss des Bundestag: Kormoranmanagement – Schutz von Artenvielfalt und Fischereibeständen
Der Antrag „Kormoranmanagement – Schutz von Artenvielfalt und Fischereibeständen” gab Anlass für diese zweistündige Sitzung mit geladenen Experten.
Eine treffende Zusammenfassung der wichtigsten Inhalte der Anhörung findet sich auf der Web-Seite des Deutschen Angelfischer-Verbands DAFV. Der Video-Stream ist mit diesem Link zugänglich.
Hier soll es daher genügen, einige der u.E. wichtigsten Aussagen der Anhörung aufzulisten.
– Die Schwere der diversen Fraßschäden durch den Kormoran und insbesondere auch die Kausalität wurde zweifelsfrei festgestellt. In dieser Klarheit ist das neu und begründet eine neue Ausgangslage und Priorisierung für Gegenmaßnahmen bei allen, die Verantwortung tragen, gleich auf welcher Ebene.
– Die „indirekten Effekte“ der Fraßschäden durch diese enorme Störung des Ökosystems mit dem Zusammenbruch ganzer Fischpopulationen
(a) für die Wasserqualität durch fehlende algenfressende Fischarten,
(b) für die explosionsartige Ausbreitung invasiver Arten wie die Quagga-Muschel im Bodensee
sind Tatsachen, wenn auch die Schadensdimensionen ökologischer und ökonomischer Art nicht quantifiziert wurden.
Wohl wurde zu (a) der unglaubliche Betrag von mehr als 60 Milliarden Euro für Maßnahmen zur Durchführung der Wasserrahmenrichtlinien genannt, die offensichtlich wegen des Kormorans weitestgehend ihre Wirkung verfehlen, nachweislich und bereits seit Jahren!
– Die Vertreter der ornithologischen Seite, hier Herr Christof Herrmann, behaupten, Maßnahmen, die auf eine Populationsbegrenzung zielen, seien ohne Aussicht auf Erfolg! Also genau die Gruppe, die seit etwa drei Dekaden versucht, die Kausalität zu leugnen und kleinzureden, und damit die starke Vermehrung des chinesischen Kormorans befördert hat, sagt heute praktisch, „nun ist es zu spät“ oder, wörtlich: „Wir haben den Kormoran nunmal da, und damit müssen wir uns arrangieren“ (etwa bei 1:26:30 im Video-Stream). Ist das nicht unfassbar, unverantwortlich – mit Blick alleine schon auf die ökologischen Schadensfelder?
– Herr Herrmann erwähnte am Rande Bereiche von Bodden der Ostsee, wo der Kormoran – ungehindert und gerne gesehen – sozusagen Grundeln fresse. Er hat wohl dabei nicht bedacht, dass in diesen Bodden ganz wahrscheinlich vor einigen Jahren noch massenweise autochthone Fischarten der schlundgängigen Längen lebten, die inzwischen nahezu verschwunden sind, so zu vermuten ist.
– Wörtlich wiedergeben wollen wir hier, unkommentiert, folgende Anmerkung von Frau Dr. Carola Winkelmann (etwa bei 1:46:15 im Video-Stream): „Ich sehe ein wissenschaftliches Defizit, und das muss ich jetzt mal dazu sagen, dass Wissenschaft nie so frei ist wie man denkt. Wir brauchen Geld, um zu forschen und, ja, es wird schwierig, bei bestimmten Forschungsfragen Gelder zu akquirieren, weil bestimmte Fragen wohl nicht gestellt werden sollen und deswegen …“
– Kormoran-Verordnungen der Bundesländer: Glasklar kam zur Sprache, durch den Sachverständigen Dirk Wüstenberg, ebenso durch Reinhart Sosat, dass diese Kormoran-VOs vielfach mangelhaft und damit schlichtweg wirkungslos seien: Sosat stellte für Baden-Württemberg fest, dass die Ausgrenzung von Schutzgebieten dort an den allermeisten sensiblen Gewässern die Anwendung verhindere! Es ist dasselbe, was wir seinerzeit für unser Nordrhein-Westfalen berichten mussten!
Zahlreiche Aussagen der Experten decken sich im übrigen mit den Berichten (teils schon Jahre alt) auf unserer Web-Seite: Es wäre gut, wenn diese Erkenntnis zu mehr Unterstützung für unseren Verein führen würde im Interesse des Fischschutzes.
MdB Klaus Mack fasste es noch am Tag der Anhörung auf seiner Homepage wie folgt zusammen:
„Mit den Folgen des wachsenden Kormoranbestands für Natur und Menschen hat sich heute der Umweltausschuss befasst. Sachverständige haben unseren Antrag zum Schutz von Artenvielfalt und Fischereibeständen bewertet.
Klares Fazit: Der gefräßige Vogel trägt zu einem Verlust von Artenvielfalt bei. Außerdem nimmt durch die steigende Zahl an Kormoranen die Zahl der Fische in Binnen- und Küstengewässern ab. Insgesamt führt das zu gravierenden Schäden im Ökosystem.“
Die Expertenrunde setzte sich wie folgt zusammen:
Prof. Dr. Alexander Brinker, Fischereiforschungsstelle Langenargen
Christof Herrmann, Beringungszentrale Hiddensee in Güstrow
Bernd Koop, Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft Schleswig-Holstein
Stefan Jäger, Kormorankommission des Deutschen Fischerei-Verbands
Reinhart Sosat, Landesfischereiverband Baden-Württemberg
PD Dr. Carola Winkelmann, Universität Koblenz
Dirk Wüstenberg, Rechtsanwalts, Fachanwalt für Artenschutz
Dr. Sebastian Zelder, Einzelsachverständiger, Inhaber einer Teichwirtschaft in Sachsen