Was haben die Europäischen Wasserrahmenrichtlinien (WRRL) mit dem Kormoran zu tun?

Sehr viel – womöglich ausschlaggebend viel.

Die Zusammenhänge werden erst bei näherer Betrachtung verständlich:

Einträge von Pflanzennährstoffen aus der Landwirtschaft und kommunalen Kläranlagen führen zur Überdüngung (Eutrophierung) unserer Fließgewässer, Algenwachstum ist die Folge. Jedermann kann die Veralgung beobachten, besonders der wachsame Angler. Die absterbenden Algen verkleistern das Kieslückensystem des Gewässergrundes (Kolmation) mit schwerwiegenden Folgen für das gesamte aquatische Ökosystem. Dort, wo die Fischarten Nase und Döbel in ausreichender Dichte vorkamen, trugen diese „Weidegänger“ ganz erheblich zur Reduktion der Algenmassen bei. Die Kormoranprädation hat durch den massiven Verlust bei diesen Fischarten (oft bis zum völligen Verschwinden) also einen direkten Effekt. Es ist sogar wahrscheinlich, dass man folgern muss: Ohne ein wirksames Kormoranmanagement ist vielerorts das oberste Ziele der WRRL, nämlich einen ökologisch guten Zustand unserer Fließgewässer, gar nicht zu erreichen. Wenn man bedenkt, welche Summen in entsprechende Maßnahmen fließen, ist das schon eine bedeutende Feststellung.

Unser Verein hatte bereits im Jahr 2015 im Rahmen einer Öffentlichkeitsbeteiligung zu WRRL-Maßnahmen auf diese Zusammenhänge hingewiesen. Die fachlich erkennbare unzulängliche Erwiderung des Umweltministeriums hatte seinerzeit zu einer Dienstaufsichtsbeschwerde geführt – alles vergebens. Im Sommer 2020 gab es eine erneute Gelegenheit der Öffentlichkeitsbeteiligung zu WRRL-Maßnahmen im Rheinsystem: Hier die (a) neue Stellungnahmen unseres Vereins, (b) eine eigene eines aktiven Mitglieds und (c) diejenige der ARGE Nister. Man kann gespannt sein, ob die verantwortlichen Stellen es weiterhin wagen, diese Thematik auszublenden, die Zusammenhänge also weiterhin einfach plump zu leugnen.

Bei Interesse an den genauen Zusammenhängen nehmen Sie bitte die Literatur über die Arbeiten an der Nister in Rheinland-Pfalz zur Hand, zuletzt eine umfassende Abhandlung von grundlegender Bedeutung in Englisch.

Alle Naturfreunde und Angler, die sich ehrenamtlich bei WRRL-Maßnahmen vor Ort engagieren, sollten diesen KORMORAN-ASPEKT bei jeder sich bietenden Gelegenheit ansprechen, das systematische Leugnen und Wegschauen nicht weiter dulden. Andernfalls sind Aufwand und Mühen für die von allen begrüßten Renaturierungsmaßnahmen wahrscheinlich für sehr viele Gewässerabschnitte völlig vergebens.