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Schutz unserer Fischfauna vor Kormoranfraßschäden – aktiv werden – jetzt!

Schutz unserer Fischfauna vor Kormoranfraßschäden – aktiv werden – jetzt!

Liebe Angel- und Naturschutzfreunde,

durch die Expertenanhörung im Umweltausschuss des Bundestages am 26.06.24 ist so eindeutig wie noch nie und einstimmig festgestellt worden, dass die Fraßschäden durch Kormorane schwerwiegend, vielfältig und in Deutschland und weit darüber hinaus omnipräsent sind. Die ornithologischen Vertreter haben dem in keiner Weise widersprochen; sie sagten jedoch sinngemäß, „nun ist es zu spät, wir müssen mit dem Kormoran und seinen Schäden leben“. Also genau die übermächtige Gruppe, die seit etwa drei Dekaden die Kausalität leugnete und kleinredete, die starke Vermehrung des chinesischen Kormorans und all die Schäden zugelassen hat, sagt uns dies heute! Es ist tatsächlich nicht weiter zu verantworten, das hinzunehmen und immer noch untätig zu bleiben!

Wir sehen uns bestätigt und dürfen, nicht ganz ohne Stolz, an unsere langjährige Aufklärungsarbeit hierzu erinnern, zuletzt etwa an

Für die meisten Gewässer ist dieser Einflussfaktor mit Abstand der bedeutendste! Lassen Sie sich nicht weiter davon abhalten, endlich Verantwortung für unsere Fischfauna zu übernehmen und alle Hebel in Bewegung zu setzen, um dieses Drama zu beenden.

Ein Zitat aus unserem Appell: „Wir alle müssen dafür sorgen, dass der langjährigen Schockstarre vor den Vertretern der „Gegenseite“, also des ideologischen »Naturschutz« und seiner Macht, vor allem basierend auf fake news, wie man heute sagt, selbstbewusstes und verantwortungsvolles Handeln folgt.

Wenn Sie doch weiterhin noch Überzeugungsarbeit in Ihrem Umfeld leisten müssen, verweisen Sie Skeptiker auf

So wichtig manche Hegemaßnahme, Fischbesatz, Uferrandpflege (z.B. Herkulesstaude), Müllaktionen auch sein mögen: Bei ehrlicher, realistischer Betrachtung sind es beinahe Nebensächlichkeiten gegenüber dem Fischschutz vor Kormoranfraß!

Entscheidend und zwingend erforderlich ist ein europaweit abgestimmtes wirksames Kormoranmanagement, daran besteht im Grunde kein Zweifel. Es werden aber Jahre vergehen, bis das durchgesetzt und auch umgesetzt sein wird. Alleine darauf zu setzen, abzuwarten und weiter untätig zu bleiben, ist keine Option!

Hiermit wollen wir Sie auffordern, schon im Rahmen der heutigen Gesetzeslage, also  jetzt, tätig zu werden, mit Ihren Vereinen, mit dringlich notwendiger engagierter Unterstützung der Landesfischereiverbände, der Unteren Fischereibehörden, der Naturschutzbehörden und selbstverständlich der Fischereibiologen in den Landesfischereianstalten, für NRW die Außenstelle des LANUV in Albaum. Diese Unterstützung müssen wir unbedingt einfordern, mit allen Mitteln. Das darf die Verbände und den Staat auch viel Geld kosten, es ist gewiss nichts im Vergleich zur Schadensdimension. Packen Sie es an, wie auch immer, nehmen Sie die Öffentlichkeit mit, trotz drohender Fake News der „Gegenseite“. Diese müsste eigentlich ohnedies angesichts der nachweislich so leeren Gewässer längst in sich gehen, sich um ihre Gemeinnützigkeit sorgen und uns beispringen.

Wie stellen wir uns das nun praktisch vor?

Wo machbar sollen geeignete Gewässerabschnitte – ein paar hundert Meter sind schon nützlich – durch Vergrämungsmaßnahmen zu 100% vor Kormoran-Einflug geschützt werden, mehrere Jahre lang. Dieses hatten die Fischereiverbände in NRW übrigens schon im Jahr 2010 gefordert und waren krachend an der Macht des »Naturschutzes« im Düsseldorfer Umweltministerium und dem LANUV gescheitert. Das war sehr schlecht und darf sich keinesfalls wiederholen!

Neben der sehr bald direkt sichtbaren Erkenntnis bei Ihnen vor Ort, wie fatal der Kormoran hier sonst wohl gewirkt hätte, schaffen Sie zugleich erste TRITTSTEINE für heimischen (autochthonen) Fischarten: Wie wertvoll ist das! Die Anwohner, die örtliche Presse und der örtliche »Naturschutz« erleben selbst und unmittelbar, wie sich die Dinge schon in wenigen Jahren dort zum Guten, Normalen, Natürlichen hin entwickeln. Anwohner und die Öffentlichkeit vor Ort müssen bei dieser Aktion mitgenommen und für Mithilfe gewonnen werden.

Bezeichnen wir diese geschützten Abschnitte, diese TRITTSTEINE – auch bei Ihnen – fortan zudem als REFERENZSTRECKEN. Die EIFACC-Initiative spricht von non-cormorant-zones.

Dort wird die Entwicklung und Erholung der Fischpopulation mit einfachen, naheliegenden Mitteln, gelegentlich auch mit wiss. Elektrobefischungen beobachtet. Gerade die für Angler oft nicht interessanten heimischen Fischarten (allerdings nicht die kleinwüchsige Arten) sind die besten Indikatoren, unbehelligt von Entnahme und Besatz.

Welche Vergrämungsmethoden eingesetzt werden, hängt von den lokalen Verhältnissen ab. In der Bebauung genügen z.B. erfahrungsgemäß schon wenige Anwohner, die ein wachsames Auge haben und schlichtweg verscheuchen. Ausnahmegenehmigungen müssen von den Behörden unter Berücksichtigung der Schwere der Kormoran-Schäden eingefordert werden, immer wieder erlebte fehlerhafte Abwägung bei angeblich anderen Störungen der Natur durch die Vergrämung (oft direkt erkennbar unplausibel, rein ideologisch induziert)  müssen zwingend unterbleiben: Die Ermessensspielräume müssen endlich zugunsten des Fischschutzes genutzt werden! Die Jägerschaft sollte dort, wo die Kormoran-VO NRWs tatsächlich angewendet werden darf, umworben werden. Das macht übrigens inzwischen auch die „Gegenseite“, der »Naturschutz«, wenn es um den Schutz von Reptilien-Vorkommen vor Waschbären geht! Bewaldete Gewässerverläufe, von Spaziergängern kaum aufgesucht (oft z.B. wegen Straßennähe), könnten auch überspannt werden: Es gibt Beispiele, die zeigen wie es geht und dass das funktioniert, mit vertretbarem Aufwand. All das darf auch Geld kosten, etwa durch Personalkosten, es ist bestens investiert.

Viele solcher Referenzstrecken, zu Beginn etwa ein Dutzend in NRW, wären wünschenswert. Mit und mit würde eine Landkarte mit Orten vitaler Fischvorkommen entstehen, unübersehbar. Machen Sie mit, packen Sie es an, mit Ihrem Verein, übernehmen Sie Verantwortung!

Bislang hatten wir an dieser Stelle auf das im Sommer 2024 begonnene EU-finanzierte multinationale Forschungsprojekt ProtectFish verwiesen. Inzwischen ist leider zu vermuten, dass dort eher erneut Grundlagen erforscht werden, etwa auch Kormorane gezählt werden. Das wird unseren geschundenen Fischpopulationen in den nächsten Jahren wohl kaum Besserung bringen. Wir werden das beobachten.

Was kann unser Verein fortan beitragen?

Wir wollen weiterhin gut, ehrlich und nach bestem Wissen und Gewissen Aufklärungsarbeit leisten und so Notwendiges anschieben.

Sie werden gebeten, uns zu Ihren TRITTSTEINEN, non-cormorant-zones, erste oder gar bereits bestehende (z.B. innerorts) Erfahrungen zwecks Veröffentlichung zuzuleiten, am einfachsten per E-Mail.

Bitte geben Sie diesen Appell reichlich weiter, teilen Sie ihn in den sozialen Netzwerken.

 

 

Anhörung im Umweltausschuss des Bundestag: Kormoranmanagement – Schutz von Artenvielfalt und Fischereibeständen

Der Antrag „Kormoranmanagement – Schutz von Artenvielfalt und Fischereibeständen” gab Anlass für diese zweistündige Sitzung mit geladenen Experten.

Eine treffende Zusammenfassung der wichtigsten Inhalte der Anhörung findet sich auf der Web-Seite des Deutschen Angelfischer-Verbands DAFV. Der Video-Stream ist mit diesem Link zugänglich.

Hier soll es daher genügen, einige der u.E. wichtigsten Aussagen der Anhörung aufzulisten.

Die Schwere der diversen Fraßschäden durch den Kormoran und insbesondere auch die Kausalität wurde zweifelsfrei festgestellt. In dieser Klarheit ist das neu und begründet eine neue Ausgangslage und Priorisierung für Gegenmaßnahmen bei allen, die Verantwortung tragen, gleich auf welcher Ebene.

– Die „indirekten Effekte“ der Fraßschäden durch diese enorme Störung des Ökosystems mit dem Zusammenbruch ganzer Fischpopulationen
(a) für die Wasserqualität durch fehlende algenfressende Fischarten,
(b) für die explosionsartige Ausbreitung invasiver Arten wie die Quagga-Muschel im Bodensee
sind Tatsachen, wenn auch die Schadensdimensionen ökologischer und ökonomischer Art nicht quantifiziert wurden.

Wohl wurde zu (a) der unglaubliche Betrag von mehr als 60 Milliarden Euro für Maßnahmen zur Durchführung der Wasserrahmenrichtlinien genannt, die offensichtlich wegen des Kormorans weitestgehend ihre Wirkung verfehlen, nachweislich und bereits seit Jahren!

– Die Vertreter der ornithologischen Seite, hier Herr Christof Herrmann, behaupten, Maßnahmen, die auf eine Populationsbegrenzung zielen, seien ohne Aussicht auf Erfolg! Also genau die Gruppe, die seit etwa drei Dekaden versucht, die Kausalität zu leugnen und kleinzureden, und damit die starke Vermehrung des chinesischen Kormorans befördert hat, sagt heute praktisch, „nun ist es zu spät“ oder, wörtlich: „Wir haben den Kormoran nunmal da, und damit müssen wir uns arrangieren“ (etwa bei 1:26:30 im Video-Stream). Ist das nicht unfassbar, unverantwortlich – mit Blick alleine schon auf die ökologischen Schadensfelder?

– Herr Herrmann erwähnte am Rande Bereiche von Bodden der Ostsee, wo der Kormoran – ungehindert und gerne gesehen – sozusagen Grundeln fresse. Er hat wohl dabei nicht bedacht, dass in diesen Bodden ganz wahrscheinlich vor einigen Jahren noch massenweise autochthone Fischarten der schlundgängigen Längen lebten, die inzwischen nahezu verschwunden sind, so zu vermuten ist.

– Wörtlich wiedergeben wollen wir hier, unkommentiert, folgende Anmerkung von Frau Dr. Carola Winkelmann (etwa bei 1:46:15 im Video-Stream): „Ich sehe ein wissenschaftliches Defizit, und das muss ich jetzt mal dazu sagen, dass Wissenschaft nie so frei ist wie man denkt. Wir brauchen Geld, um zu forschen und, ja, es wird schwierig, bei bestimmten Forschungsfragen Gelder zu akquirieren, weil bestimmte Fragen wohl nicht gestellt werden sollen und deswegen …“

– Kormoran-Verordnungen der Bundesländer: Glasklar kam zur Sprache, durch den Sachverständigen Dirk Wüstenberg, ebenso durch Reinhart Sosat, dass diese Kormoran-VOs vielfach mangelhaft und damit schlichtweg wirkungslos seien: Sosat stellte für Baden-Württemberg fest, dass die Ausgrenzung von Schutzgebieten dort an den allermeisten sensiblen Gewässern die Anwendung verhindere! Es ist dasselbe, was wir seinerzeit für unser Nordrhein-Westfalen  berichten mussten!

Zahlreiche Aussagen der Experten decken sich im übrigen mit den Berichten (teils schon Jahre alt) auf unserer Web-Seite: Es wäre gut, wenn diese Erkenntnis zu mehr Unterstützung für unseren Verein führen würde im Interesse des Fischschutzes.

MdB Klaus Mack fasste es noch am Tag der Anhörung auf seiner Homepage wie folgt zusammen:

„Mit den Folgen des wachsenden Kormoranbestands für Natur und Menschen hat sich heute der Umweltausschuss befasst. Sachverständige haben unseren Antrag zum Schutz von Artenvielfalt und Fischereibeständen bewertet.

Klares Fazit: Der gefräßige Vogel trägt zu einem Verlust von Artenvielfalt bei. Außerdem nimmt durch die steigende Zahl an Kormoranen die Zahl der Fische in Binnen- und Küstengewässern ab. Insgesamt führt das zu gravierenden Schäden im Ökosystem.“

 


Die Expertenrunde setzte sich wie folgt zusammen:
Prof. Dr. Alexander Brinker, Fischereiforschungsstelle Langenargen
Christof Herrmann, Beringungszentrale Hiddensee in Güstrow
Bernd Koop, Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft Schleswig-Holstein
Stefan Jäger, Kormorankommission des Deutschen Fischerei-Verbands
Reinhart Sosat, Landesfischereiverband Baden-Württemberg
PD Dr. Carola Winkelmann, Universität Koblenz
Dirk Wüstenberg, Rechtsanwalts, Fachanwalt für Artenschutz
Dr. Sebastian Zelder, Einzelsachverständiger, Inhaber einer Teichwirtschaft in Sachsen